Ein innovatives Weiterbildungskonzept für Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte

In Deutschland entscheiden sich ca. 50% der berufstätigen Kinder- und Jugendärzt:innen nach vollendeter Weiterbildung im ambulanten Bereich zu arbeiten. Allerdings findet zurzeit der überwiegende Teil der Weiterbildung zum Kinderärzt:in in Kinderkliniken statt und vermittelt daher vorwiegend die stationären Aspekte der Kinder- und Jugendmedizin. Die medizinische Versorgung von Kinder- und Jugendlichen in Praxis und Klinik greift einerseits nahtlos ineinander (z.B. in der Akutversorgung und der Nachsorge nach Klinikaufenthalten), hat andererseits aber auch sehr differente Inhalte. Gerade wichtige Schwerpunkte der ambulanten allgemeinen  Pädiatrie wie die Prävention (z.B. Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen), die longitudinale Entwicklungsbeurteilung und Erkennung ihrer pathologischen Abweichungen, die Betreuung chronisch kranker Kinder und Jugendlicher, die Sozialraumvernetzung sowie neue Krankheitsbilder (z.B. Störungen des Verhaltens und der  Emotionalität, Adipositas, Essstörungen, etc.) sind in der Weiterbildung im Klinikumfeld nicht ideal abgebildet. Dieser Tatsache wird auch in der neuen Weiterbildungsordnung Rechnung getragen. Inhalte der Pädiatrie, die im ambulanten Sektor erbracht werden, haben hier mehr Gewicht bekommen. Eine Weiterbildung in der  Kinder- und Jugendmedizin wird in Zukunft nicht mehrautomatisch allein im stationären Sektor absolviert werden können.

Am 09. Oktober 2018 wurde der Pädiatrische Weiterbildungsverbund Mittelfranken von der Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche des Klinikums Nürnberg, Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (Chefarzt: Prof. Dr. Ch. Fusch), der Klinik für Kinder und Jugendliche am Klinikum Fürth (Chefarzt: Prof. Dr. J. Klinge) und einigen Kinder- und Jugendarzt-Praxen aus dem PaedNetz Mittelfranken e.V. ins Leben gerufen. Mittlerweile haben sich alle 4 Kinderkliniken der Metropolregion (Klinikum  Nürnberg, Klinikum Fürth, Cnopfsche Kinderklinik und Universitätsklinikum Erlangen) dem Verbund angeschlossen, dem jetzt auch 12 Kinderarztpraxen von Bamberg bis Roth und von Veitsbronn bis Eckental angehören.

Die teilnehmenden Praxen im Weiterbildungsverbund qualifizieren sich durch eine Weiterbildungsbefugnis im  Fach Pädiatrie von mindestens 12 Monaten und durch die Umsetzung der im Vertrag des Weiterbildungsverbunds festgelegten Rahmenbedingungen. In der Pilotphase ab Januar 2019 können die Weiterbildungsassistent:innen aus 6 verschiedenen Praxen im Raum Mittelfranken mit umfangreicher allgemeinpädiatrischer Tätigkeit  und zum Teil auch mit pädiatrischen Schwerpunkten (Pädiatrische Gastroenterologie, Pneumologie, Rheumatologie, Neuropädiatrie, Kinderkardiologie) wählen. Die Weiterbildungsassistent:innen bekommen in allen teilnehmenden Praxen eine strukturierte Weiterbildung. Für die inhaltliche Umsetzung wird dazu das  Weiterbildungsprogramm ePaedCompenda der Deutschen Gesellschaft für ambulante allgemeine Pädiatrie (DGAAP) eingesetzt. Dabei handelt es sich um das weltweit erste strukturierte Programm in der pädiatrischen Grundversorgung, welches mit dem obligaten Logbuch der Ärztekammern verknüpft ist.

Das Weiterbildungsangebot im Verbund richtet sich in erster Linie an Ärzt:innen in Weiterbildung in den Kliniken des Verbundes. Wenn Sie Interesse haben, sprechen Sie Ihre Kliniksleitung an und erkundigen sich nach den Möglichkeiten einer Rotation. Für die Vermittlung einer Weiterbildungsstelle stehen Ihnen die Koordinatoren in  Kliniken und  Praxen gern zur Verfügung. Alle Weiterbildungspraxen bieten die Möglichkeit zur Hospitation an – so können die Ärzt:innen in Weiterbildung ihr Ausbildungsumfeld im Voraus ausloten.

Kliniken und Praxen im Weiterbildungsverbund Pädiatrie Mittelfranken

Kliniken und Praxen, die am Weiterbildungsverbund Pädiatrie Mittelfranken teilnehmen, können über die interaktive Karte von Bayern angesteuert werden. Dort sind detailierte Informationen der einzelnen Praxen und Kliniken zu freien Weiterbildungsstellen, Inhalten der Weiterbildung und zu Ansprechpartnern zu finden.

 

Interaktive Karte